Friedrich Zawrel ist tot

Thursday, 12. March 2015 @ 08:53

Friedrich Zawrel, Inhaber des Goldenen Verdienstzeichens der Stadt Wien, Besitzer des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich, ist am Freitag, dem 20. Februar 2015, nach kurzer, schwerer Erkrankung im 86. Lebensjahr verstorben. Die feierliche Verabschiedung findet am Montag, dem 16. März 2015, um 15 Uhr in der Feuerhalle Wien-Simmering statt.

Friedrich Zawrel (geboren am 17. November 1929 in Lyon als Friedrich Pumperla; gestorben am 20. Februar 2015 in Wien) war ein österreichischer Überlebender des Kinder-Euthanasie-Programms in der Zeit des Nationalsozialismus. Im Alter von elf Jahren hatte er bereits fünf Jahre in drei Erziehungsheimen und bei Pflegeeltern verbracht, ehe er im Jänner 1941 auf den Spiegelgrund eingewiesen wurde. Dort war er unter Heinrich Gross und Ernst Illing Medikamentenversuchen und sadistischen Methoden ausgeliefert und wurde als Studienobjekt für Krankenschwesternschülerinnen benutzt. Ohne Schulabschluss und Berufsausbildung wurde er mehrmals durch Eigentumsdelikte straffällig und wurde dadurch 1975 ein zweites Mal Opfer des damaligen Täters und späteren meistbeschäftigten Gerichtsgutachters Heinrich Gross. Dieser wollte Zawrel in die Psychiatrie einweisen lassen und zitierte Passagen aus Illings im Nationalsozialismus angefertigtem Gutachten. Zawrel wehrte sich und bekam Unterstützung vom Journalisten Wolfgang Höllriegl sowie von Werner Vogt und der Arbeitsgemeinschaft Kritische Medizin. Als Zeitzeuge trug Zawrel wesentlich zur Aufarbeitung der Verbrechen der NS-Medizin am Spiegelgrund bei und wurde dafür mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Stadt Wien und dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich geehrt. Friedrich Zawrels Kindheit zählt zu den am besten dokumentieren Lebensläufen von Kindern in Österreich zwischen 1938 und 1945.

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